Wir sind am 30.9. angekommen, zwei Tage nach der OP.
Inzwischen bin ich von „Flüssige Kost“ auf „Weiche Kost“ aufgestiegen, die ersten Visiten vom Chefarzt-Assistenten waren vielversprechend, Donnerstag wird die Drainage abgeschnitten, am Freitag entfernt. Der venöse Zugang ist schon am Donnerstag dicht, aber ich kann die Antibiose ja auch in Tablettenform bekommen, ebenso die Schmerzmittel.
Das Schlucken ist eine ziemliche Qual, denn die Fäden, die die Kunsthaut an der Zunge fixieren, kratzen ganz beständig an der Mundschleimhaut und verursachen arge Schmerzen. Zum Glück wird Freitag ein kleines Stück und zwei Nähte entfernt, daraufhin ist das Schlucken schon viel besser, aber von Schmerzfrei immer noch weit entfernt. Immerhin reichen die Schmerzmittel (Novalgin & Tramal) jetzt aus.
Die Genesung schreitet schneller voran als gedacht, bereits am Donnerstag wird mir die Entlassung am Montag angekündigt. Am Freitag bietet mir der Arzt sogar schon eine Entlassung für den Samstag an, das überfordert mich schon ziemlich, da ich keinen Arzt mehr erreiche und keine Medikamente bekomme. Außerdem will mich meine Mutter am Montag übernehmen und 2-3 Tage für mich sorgen. Ich bin trotzdem erstaunt, denn aus den angekündigten 14 Tagen sind es dann „nur“ 6 1/2 Tage geworden. Aber ich vermeide damit die sehr schmerzhaften Anti-Thrombose-Spritzen, da bin ich um jeden Tag weniger sehr dankbar!
Ich habe viel Besuch: Natürlich jeden Tag Tobi, der meistens mittags und dann nochmal Abends bei mir ist und jeden Abend bis mindestens 22:30 Uhr auf meinem Bett liegend an mich gekuschelt.
Aber auch Anna, Martina & Carl, und Markus, und meine Mutter sind zu Besuch, und aus der Firma kommt Nico. Er bringt mir ein neues Spielzeug mit: Das neue IPhone!
Die Zeit auf der Station ist im Fluge vergangen. Okay, manchmal schneller und manchmal auch quälend langsam.
Zeit zum Nachdenken und Grübeln hatte ich nicht, außer in den Momenten, wo ich andere Patienten auf der MKG-Station sehe: Die meisten sind Krebs-Patienten wie ich, allerdings mit viel schlimmeren Diagnosen, da wurden teilweise Wangen, Kiefer und Kinn entfernt und wieder plastisch rekonstruiert. Das ist immer noch um Klassen schlimmer als meine Erkrankung. Das eigene Leid und Elend wird plötzlich relativiert und es folgt die Erkenntnis: Anderen Patienten geht es noch so viel schlechter als mir!