Es geht um Sa. 18.9. bis Di. 21.9., immer noch in Frankfurt.
Ich hatte schon vor Wochen diese beiden Tage Urlaub genommen, um ein verlängertes Wochenende bei Tobi zu geniessen. Okay, er muss Montag und Dienstag arbeiten, aber wir haben immerhin die Abende und Nächte zusammen. Für mich ist das schon im normalen Leben ganz toll, aber in der jetzigen Situation eine Quelle von Ruhe und Kraft.
Keine Sorge, ich berichte nicht über jeden Tag in epischer Breite, sondern werde – so wie in diesem Teil – gleich für mehrere Tage berichten.
Inzwischen hat es sich in meinem Kopf beruhigt, denn ganz viele Fragen sind beantwortet oder inzwischen nicht mehr so wichtig. Wichtig ist aber das Gefühl, das so viele Menschen mit mir mitfühlen und in Gedanken mir beistehen.
Ich hatte kurz nach der Rundmail in der Firma schon daran gedacht eine Rundmail an die Freunde zu machen, aber mich dann doch entschieden, die offensive Kommunikation nach außen über dieses Blog zu machen. Gleichzeitig veröffentliche ich die Beiträge auch bei Facebook, so dass jeder ganz nach Belieben mitverfolgen kann, wie es mir mit der Krankheit geht. Tobi und ein paar Freunde bestärkten mich darin viel aufzuschreiben, mir meine Themen von der Seele zu schreiben. So ist es also zu diesem Blog und den Postings bei FB gekommen.
Samstag haben wir nach dem Ausschlafen ein bisschen „rumgegammelt“ und uns angesichts des schönen Wetters dann aufgemacht, ein bisschen auf der Berger spazieren zu gehen. Alfonso (bester Freund von Tobi) hatte uns eingeladen, dann doch einfach auf ein paar Minuten bei ihm reinzuschauen. Spontan wollten wir eigentlich noch schnell ins Kino, es bot sich „Legende von Aang“ an. Aber bei Alfonso trafen wir dann noch Daijiro und Pedro (Freunde von Alfonso), plauderten lange und heiter über das IPhone 4 und die Probleme bei der Bedienung und so war es dann auch zu spät für’s Kino. Später sind wir mit Alfonso noch zum Essen und danach zum CK Studio. Ich hatte das dringende Gefühl noch einmal Party machen zu wollen, denn wahrscheinlich wird das Feiern für längere Zeit ausfallen. Und auch kein Bier mehr, also habe ich meine Vorsätze zum Thema Alkohol-Verzicht auch über den Haufen geworfen. Zwei Biere haben die Stimmung im Club dann deutlich erträglicher gemacht….
Sonntag bestand aus Ausschlafen, dann leicht gereizt Milch für den Aufsteh-Kaffee von einem Kiosk besorgen und aus einem sehr schönen Kaffee-Trinken mit Tobi’s Vater. Wir starteten einen neuen Versuch und sind zum Berger-Kino und haben dort die Legenden geschaut. Das ist unterhaltsames Popcorn-Kino, aber nichts Hochklassiges. Zum Thema Krankheit ging es heute aber nur um den Zahn von Tobi, von dem er sich in der Nacht ein Stück abgebrochen hat. Und ganzschön Angst vor dem Zahnarzt hat…..
Montag morgens, noch in Frankfurt, bin ich ziemlich gerädert von der Nacht, denn die Schmerzen in der Zunge sind viel schlimmer geworden und ich habe nur kurze Abschnitte schlecht geschlafen. Ich werde jetzt das Novalgin einsetzen, wie vom Krankenhaus empfohlen. Ich verdränge die Krankheit gerade und geniesse einfach mein Leben mit meinem Schatz. Aber natürlich kommen die Gedanken immer wieder hoch und dämpfen meine Stimmung wieder. Im Vergleich zu Donnerstag ist die Stimmung aber VIEL besser! Abends hole ich Tobi ab, der direkt vom Zahnarzt kommt und wieder hergestellt ist (und es war natürlich nicht soooo schlimm wie befürchtet) und wir gehen mt Alfonso ins Schopenhauer zum Pasta-Essen „All you can eat“. Dort treffen wir auch Doris, Willi und Daijiro. Eine herzliche und liebe Runde, wir sprechen über den Krebs, aber ohne wehleidige Stimmung. Doris und Willi arbeiten im Gesundheitswesen und machen mir auch Mut, bleiben dabei aber auch realistisch und beschönigen nichts. Nach diesem tollen Abend gehts nach Hause und Tobi und ich chillen noch ein bisschen und der Tag ist zu Ende.
Dienstag, mein letzter Tag in Frankfurt. Unaufregend und gleichzeitig erholsam, ich schreibe mein Blog und arbeite tagsüber am neuen System von gay-web.de. Die Schmerzen sind heftiger, und wir bleiben einfach zu Hause und geniessen die Zweisamkeit. Morgen in der Frühe gehts wieder nach Hamburg, 8:15 Uhr geht der Flieger und direkt ins Büro.